Es kann jedem Hundebesitzer passieren: Dein Hund verletzt sich beim Spielen, verschluckt etwas oder zeigt plötzlich gesundheitliche Probleme. In solchen Momenten ist es entscheidend, schnell und richtig zu handeln. Erste Hilfe am Hund kann nicht nur Schmerzen lindern, sondern auch lebensrettend sein. In diesem Blogbeitrag erfährst du, welche Erste-Hilfe-Maßnahmen du kennen solltest, wie du sie anwendest und welche Utensilien in einer Hunde-Notfallapotheke nicht fehlen dürfen.
Warum ist es so wichtig, sich mit Erste Hilfe am Hund auszukennen?
Inhaltsverzeichnis
Hunde sind neugierige und aktive Tiere. Sie geraten leicht in Situationen, die Verletzungen oder gesundheitliche Probleme verursachen können – sei es ein Schnitt an einer Glasscherbe, ein Wespenstich beim Hund und eine darauf folgende allergische Reaktion oder eine Vergiftung. Erste Hilfe dient dazu, den Zustand deines Hundes zu stabilisieren, bis du professionelle tierärztliche Hilfe erhältst. Sie hilft, den Schaden zu begrenzen und die Überlebenschancen zu erhöhen.
Erste Hilfe am Hund unterscheidet sich durchaus von der beim Menschen, da das Herz beispielsweise an einer „anderen Stelle“ liegt. Auch die stabile Seitenlage ist anders. Damit Du Deinem Hund im Notfall helfen kannst, solltest Du Dich also mit diesen Themen beschäftigen. Viele Hundeschulen bieten inzwischen Lehrgänge zur ersten Hilfe am Hund an und es wird Dir ein gutes Gefühl geben, wenn Du weißt, was zu tun ist. Auch wenn wir natürlich hoffen, dass Du Dein Wissen nie anwenden musst.
Auch Online-Seminare werden angeboten. Diese sind zwar meist kostenpflichtig, aber wenn es um das Leben Deines Hundes geht, sollte Dir eine Fortbildung in diesem Bereich das wert sein. Wir werden in diesem Beitrag auf grundlegende Dinge eingehen. Eine Schulung oder ein Seminar ersetzt dieser Blogbeitrag jedoch nicht. Denn wenn es ernst wird, kann jede Sekunde oder Minute zählen, weswegen Du diese Zeit nicht erst mit googlen verbringen solltest.
Grundlegende Erste-Hilfe-Kenntnisse, die jeder Hundebesitzer haben sollte
Beginnen wir beim Thema Erste-Hilfe am Hund mit den Punkten, die Du möglichst aus dem FF können solltest. Hilfreich ist es somit, dies zu üben. Gerade bei einem Notfall wirst Du aufgeregt sein (das geht uns allen so), da ist eine Routine hilfreich.
Die Vitalfunktionen des Hundes überprüfen
Bevor du mit Erste-Hilfe-Maßnahmen beginnst, solltest du den Zustand deines Hundes einschätzen. Denn die richtigen Erste-Hilfe-Maßnahmen sind davon abhängig. Hierzu solltest Du folgende Punkte checken:
Erste-Hilfe am Hund: Atmung prüfen
- Lege deine Hand auf die Brust deines Hundes, um festzustellen, ob er atmet.
- Normale Atemfrequenz: 10–30 Atemzüge pro Minute.
Herzfrequenz kontrollieren
- Fühle den Herzschlag an der Innenseite des Oberschenkels (Femoralpuls).
- Normale Herzfrequenz: 60–120 Schläge pro Minute, abhängig von Größe und Alter des Hundes.
Erste-Hilfe am Hund: Schleimhäute checken:
- Die Schleimhäute (z. B. Zahnfleisch) sollten rosa und feucht sein.
- Blasse oder bläuliche Schleimhäute können auf Schock oder Sauerstoffmangel hinweisen.
Erste-Hilfe am Hund: So kannst Du Blutungen stillen
Offene Wunden und starke Blutungen erfordern sofortige Maßnahmen. Die Blutmenge eines Hundes liegt bei etwa 8-9% des Körpergewichts. Verliert Dein Hund durch eine Verletzung viel Blut, kann das also schnell lebensbedrohlich werden. Deswegen solltest Du folgende Maßnahmen ergreifen:
- Drücke eine sterile Kompresse oder ein sauberes Tuch fest auf die Wunde, um die Blutung zu stoppen.
- Bei starken Blutungen kannst du einen Druckverband anlegen.
- Halte die betroffene Körperstelle, wenn möglich, hoch.
Gerade auf Wanderungen hat man leider nicht immer alles bereit, auch wenn Du auf längeren Wanderungen grundsätzlich eine kleine Hundeapotheke einstecken solltest. Im Zweifel musst Du gegebenenfalls etwas kreativ werden, auch wenn das leider bedeutet, dass zum Beispiel das eigene Halstuch nicht wirklich steril ist.
Vergiftungen beim Hund
Vergiftungen durch Schokolade, Pflanzen oder Chemikalien sind häufige Notfälle. Viele Vergiftungen entstehen nämlich nicht etwa durch Giftköder, auch wenn dies leider auch keine Seltenheit ist. Bei Vergiftungen solltest Du immer schnell handeln, es kann jede Minute zählen! Wenn Du den Verdacht auf eine Vergiftung hast, solltest Du Dich immer umgehend zum Tierarzt begeben, denn manche Gifte zeigen ihre Wirkung erst Stunden oder gar Tage später. Und dann ist es meist leider bereits zu spät.
Symptome für eine Vergiftung beim Hund können folgende sein:
- Erbrechen
- Durchfall
- Zittern
- Krämpfe
- erhöhter Speichelfluss / Schaum
- Unruhe
- Veränderung der Schleimhäute
- Lähmungserscheinungen
- Koordinationsschwierigkeiten
- Kreislaufprobleme
- Kreislaufzusammenbruch / Kreislaufkollaps (Synkope)
- Hyperthermie (erhöhte Körpertemperatur / Fieber)
- Blut im Kot, Urin oder im Erbrochenen
- Atemprobleme
- Herzstillstand / Kreislaufstillstand
- weitere
Wie reagiere ich bei dem Verdacht auf eine Vergiftung beim Hund richtig?
Wie bereits vorab betont, ist es wichtig, zeitnah einen Tierarzt oder eine Tierklinik aufzusuchen. Jede Minute, die Du wartest, führt dazu, dass der Organismus Deines Hundes das Blut in sich aufnimmt und irreparable Schäden hinterlassen kann. Damit Du Dich um Deinen Hund kümmern kannst, ist es ratsam, dass Dich jemand fährt. Von unterwegs solltest Du bereits beim Tierarzt anrufen und Dich ankündigen, denn eine Vergiftung beim Hund ist immer ein Notfall.
Wenn Du die Möglichkeit hast, sammele das Gift ein, zum Beispiel in einem Kotbeutel, und nimm es zum Tierarzt mit. Dies kann dabei helfen, die richtige Behandlung schneller zu finden. Je nachdem wie lange die Vergiftung her ist, kann der Tierarzt dann beispielsweise Erbrechen herbeiführen. Das solltest Du aber auf keinen Fall selbst probieren.
Häufig wirst Du im Internet auch den Tipp mit Kohletabletten finden. Kohletabletten können Giftstoffe binden. Das Problem ist allerdings, dass das zum einen nur so lange geht wie der Giftstoff noch nicht in die Blutbahn aufgenommen wurde und zum anderen in den meisten Fällen eine hohe Menge benötigt wird. Wenn es Deinem Hund schlecht geht, wirst Du die Kohletabletten kaum in ihn reinkriegen und würdest damit nur kostbare Zeit verschwenden.
Erste Hilfe am Hund: Fremdkörper in den Atemwegen
Wenn dein Hund hustet, würgt oder keine Luft bekommt, könnte ein Fremdkörper die Atemwege blockieren:
Folgende Maßnahmen können helfen:
- Öffne vorsichtig das Maul und versuche, den Fremdkörper zu entfernen, wenn er sichtbar ist.
- Gelingt dies nicht, wende den „Heimlich-Griff“ (auch bekannt unter „Heimlich-Manöver“ an: Umfasse den Brustkorb deines Hundes von hinten und drücke schnell und kräftig nach oben, um den Fremdkörper herauszupressen. Diesen Griff lernst Du in einer entsprechenden Schulung. Er wird auch oft in Erste-Hilfe-Schulungen für Menschen gezeigt.
Anschließend solltest Du Deinen Hund so schnell wie möglich zum Tierarzt bringen, um Verletzungen in der Luftröhre oder weitere Fremdkörper auszuschließen.
Erste Hilfe am Hund: Knochenbrüche oder Verstauchungen
Ein Bruch oder eine Verstauchung kann durch einen Sturz oder Unfall verursacht werden. Zum Glück sind unsere Hunde oft widerstandsfähig. Allerdings kann eine solche Verletzung natürlich auch bei Vierbeinern auftreten. Die Symptome können unter anderem entstellte Gliedmaßen, Lahmheit, Schwellungen oder auch Berühungsschmerz sein. Grundsätzlich solltest Du solche Anzeichen immer von einem Arzt abklären lassen.
Erste-Hilfe am Hund: Die ersten Maßnahmen
- Immobilisiere die verletzte Gliedmaße mit einem improvisierten Schienensystem (z. B. Holzstab und Verband).
- Versuche, Deinen Hund zu entlasten, im Zweifel solltest Du ihn tragen. Hilfreich ist es, wenn Dein Hund gelernt hat, sich von Dir auf den Schultern tragen zu lassen, da dies Dich selbst beim Tragen entlastet
Erste-Hilfe am Hund bei Hitzschlag
Ein Hitzschlag tritt auf, wenn der Hund überhitzt und seine Körpertemperatur über 40 °C steigt und ist leider gar nicht so selten. Der Hund meines ersten Freundes ist an einem Hitschlag verstorben, weswegen mir das Thema sehr am Herzen liegt.
Symptome für einen Hitzschlag beim Hund:
- Starkes Hecheln
- Erbrechen
- Desorientierung
- Apathie
- flache Atmung
- schneller Puls
- Zunge verfärbt sich tiefrot
- Schleimhäute sind blass
- Speicheln
- Zittern
- Koordinationsstörungen
- glasiger Blick
- Kreislaufzusammenbruch
Erste Hilfe Maßnahmen beim Hund – Hitzschlag
Als erstes ist es wichtig, dass Du Deinen Hund umgehend an einen kühleren Ort / in den Schatten bringst. Kühle Deinen Hund am besten mit feuchten Handtüchern, gehe allerdings behutsam vor und beginne immer an den Pfoten. Außerdem solltest Du Deinem Hund etwas zu trinken anbieten. Achte aber darauf, dass er immer nur kleine Mengen trinkt.
Auch ein Hitzschlag ist ein absoluter Notfall. Rufe bitte unbedingt einen Tierarzt an. Er kann Dir nicht nur helfen, die Erste-Hilfe am Hund richtig durchzuführen, sondern wird Dir auch sagen, wie Du deinen Hund am besten zu seiner Praxis transportieren kannst.
Kreislaufstillstand und Herz-Lungen-Wiederbelebung beim Hund (HLW)
Wenn dein Hund nicht mehr atmet und keinen Herzschlag hat, sind Wiederbelebungsmaßnahmen notwendig:
- Schritt: Luftwege freimachen: Überprüfe, ob die Atemwege frei sind.
- Mund-zu-Nase-Beatmung: Verschließe das Maul deines Hundes, lege deinen Mund über seine Nase und blase Luft ein. Führe 20–30 Atemstöße pro Minute durch.
- Herzdruckmassage: Lege deinen Hund auf die rechte Seite und platziere deine Hände an der höchsten Stelle des Brustkorbs. Drücke ca. 100-mal pro Minute, abwechselnd mit der Beatmung (30 Kompressionen, 2 Atemstöße).
- Weiterführen bis tierärztliche Hilfe eintrifft oder Dein Hund stabil für einen Transport zum Tierarzt ist
Stabile Seitenlage beim Hund – so geht`s
Auch die stabile Seitenlage beim Hund ist eine lebensrettende Maßnahme, die Du kennen solltest. Jeder, der einen Führerschein hat, weiß (oder sollte wissen), wie sie beim Menschen gemacht wird. Aber wann und wie mache ich sie beim Hund?
Die stabile Seitenlage wird bei schweren Verletzungen oder Bewusstlosigkeit eingesetzt. Sie soll den Kreislauf stabilisieren, weitere Verletzungen verhindern und die Atemwege freihalten / entlasten. Sollte Dein Hund einen Atemstillstand / Kreislaufstillstand haben, musst Du ihn zuerst erfolgreich reanimieren.
Dann solltest Du Deinen Hund auf die unverletzte Körperseite legen. Wenn beide Körperseiten verletzt sind, wird von Spezialisten die rechte Seite empfohlen, da dies für eine Wiederbelegung sinnvoller ist. Lagere nun den hinteren Teil des Hundekörpers höher, zum Beispiel durch ein Kissen oder solltest Du unterwegs sein durch eine Jacke.
Achte darauf, dass der Kopf und die Wirbelsäule eine gerade Linie bilden und ziehe die Hinterbeine und Vorderbeine etwas auseinander. Wenn Dein Hund sogar bewusstlos ist, solltest Du den Kopf überstrecken, prüfen, ob die Atemwege frei sind und die Zunge aus dem Maul des Hundes nehmen, damit er besser atmen kann.
Bei einem Transport zum Tierarzt solltest Du ebenfalls auf die stabile Seitenlage achten. Damit Du Dich um Deinen Hund kümmern kannst, ist es hilfreich, wenn Du Dich von jemandem fahren lässt.
Erstellen einer Hunde-Notfallapotheke
Eine gut ausgestattete Notfallapotheke kann in kritischen Situationen Leben retten. Folgende Utensilien solltest du immer dabei haben. Gerade bei längeren Wanderungen oder / und im Urlaub solltest Du die wichtigsten Dinge immer dabei haben:
- Sterile Kompressen und Mullbinden
- Selbsthaftende Bandagen
- Desinfektionsmittel (ohne Alkohol)
- Pinzette / Zeckenzange (zum Entfernen von Fremdkörpern oder Zecken)
- Schere
- Einmalhandschuhe
- Thermometer (rektal)
- Wundsalbe oder antiseptische Creme
- Kühlpads
- Notfallnummer des Tierarztes / der nächstgelegenen Klinik
- Weitere Tipps für für eine vollständige Sammlung findest Du in unserem Beitrag Hundeapotheke
Worauf du bei Erste-Hilfe am Hund achten solltest
Geht es unseren Hunden schlecht, ist es ganz natürlich, dass Panik in uns hochkommt. Dennoch solltest Du versuchen, Ruhe zu bewahren, damit sich Deine Nervosität nicht auf Deinen Hund überträgt. Versuche einen klaren Kopf zu bewahren, damit Du Deinem Vierbeiner helfen kannst.
Außerdem solltest Du natürlich vorsichtig vorgehen. Selbst der liebste Hund kann bei Schmerzen schnappen – und das kann man ihm nicht mal übel nehmen. Im Fall der Fälle solltest Du eine Maulschlaufe anlegen. Das ist natürlich nur möglich, wenn die Atmung Deines Hundes normal ist.
Damit bei dem Transport zum Tierarzt nichts schief geht, ist es grundsätzlich besser, wenn Du jemanden hast, der Deinen Hund und Dich fahren könnte. Du bist viel zu aufgeregt für den Straßenverkehr und kannst Dich so zudem viel besser auf Deinen Hund konzentrieren. Rufe von unterwegs beim Tierarzt an, damit er sich bereits auf Euer Ankommen vorbereiten kann.
Notfälle beim Hund vermeiden – ist das möglich?
Lass uns ehrlich sein: Eine 100%ige Garantie hast Du nicht und Du willst Deinen Hund mit Sicherheit auch nicht komplett in Watte packen. Dennoch gibt es ein paar wichtige Punkte, die Du beachten kannst:
- Regelmäßige Gesundheitschecks: Besuche den Tierarzt regelmäßig, um gesundheitliche Probleme frühzeitig zu erkennen. Je nach Alter Deines Hundes werden diese Checks in unterschiedlichen Abständen empfohlen. Gerade ältere Hunde sollten regelmäßiger beim Tierarzt vorgestellt werden und Blutuntersuchungen, Ultra-Schall & Co helfen, bestimmte Erkrankungen frühzeitig zu erkennen
- Gefahrenquellen vermeiden: Halte giftige Substanzen, scharfe Gegenstände und Kleinteile außerhalb der Reichweite deines Hundes. Außerdem ist ein Anti-Giftköder-Training hilfreich
- Lasse Deinen Hund ab bestimmten Temperaturen nicht im Auto und meide die Mittagshitze
- Nimm an einem Erste-Hilfe-Kurs für Hunde teil, um deine Kenntnisse zu vertiefen.
Fazit: Erste Hilfe am Hund – Grundlagen sollte jeder Hundehalter kennen.
Erste Hilfe am Hund ist eine wichtige Fähigkeit, die jeder Hundebesitzer beherrschen sollte. Sie kann in Notfällen entscheidend sein und deinem Hund das Leben retten. Mit der richtigen Vorbereitung und einer gut ausgestatteten Notfallapotheke bist du für jede Situation gewappnet. Denke daran: Nach der Erstversorgung ist der Tierarztbesuch unerlässlich, um sicherzustellen, dass dein Hund die bestmögliche Behandlung erhält.
Hast du schon einmal Erste Hilfe am Hund leisten müssen? Teile deine Erfahrungen und Tipps in den Kommentaren! Natürlich freuen wir uns auch auf Dein Kommentar, wenn Du Fragen hast.
Bildnachweise: Depositphotos.com A emergency veterinarian treats with medical equipment a little Shetland Sheepdog @ huettenhoelscher, Medical treatment of pet concept: bandaging a dog’s paw. Hands applying bandage on a wounded body part of a dog, close-up view. @ Photoboyko, Mixed breed puppy isolated on white @ Judithdz und First aid reanimation on a small shetland sheepdog @ huettenhoelscher
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