Vielleicht hast Du das Wort Mantrailing oder Mantrailer schon mal in den Nachrichten gehört. Eine Person wird vermisst und trainierte Hunde werden eingesetzt, um diese Person zu finden oder anzuzeigen, welchen Weg sie genommen hat. Die Nase unserer Hunde ist deutlich empfindlicher und kann Gerüche besser und länger wahrnehmen. Selbst einige Tage nach dem Verschwinden einer Person kann ein Mantrailer die Spur nachverfolgen. Dieses Hundetraining hat nicht nur einen großen Mehrwert, sondern bietet Deinem Hund auch eine artgerechte Auslastung, denn der natürliche Spürsinn wird eingesetzt und gefördert. Wie das funktioniert, ob jeder Hund dafür geeignet ist und wie Du mit dem Training beginnst, verraten wir Dir in diesem Beitrag.
Was ist Mantrailing überhaupt?
Inhaltsverzeichnis
Ziel beim Mantrailing ist es, eine vermisste Person aufzuspüren bzw. den Weg einer vermissten Person nachzuvollziehen.Das Wort Mantrailing setzt sich aus den Worten Man = Mensch und Trailing = nachlaufend zusammen. Da dieser Sport ursprünglich aus den USA kommt, ist die Bezeichnung nach wie vor englisch.
Immer wieder werden Kinder und Erwachsene in Deutschland vermisst. Es ist kein Geheimnis, dass unsere Vierbeiner eine vielfach bessere Nase haben als wir. Sie können viel feinere Geruchspartikel aufspüren und Spuren auch nach Tagen noch verfolgen.
Auch wenn nicht immer „Zielperson“ gefunden werden kann – weil eine Spur zum Beispiel aus verschiedenen Gründen abreißt – so kann ggfs. der letzte mögliche Weg nachvollzogen und daraus Schlüsse zum Verbleib gezogen werden. Ein gut ausgebildeter Mantrailinghund kann auch anzeigen, ob sich die Person überhaupt an der abgesuchten Stelle befunden hat. Nicht selten konnte hierdurch eine vermisste Person gefunden oder die Ermittler auf eine heiße Spur gebracht werden.
Mantrailingausbildung
Nun wird nicht jeder Hund dafür eingesetzt, wirklich vermisste Menschen zu suchen und im besten Falle auch zu finden. Aber auch Hobby-Mantrailer verfolgen natürlich dieses Ziel. Zudem ist es eine tolle Möglichkeit, Deinen Hund artgerecht zu beschäftigen und auszulasten. Nasenarbeit ist für unsere Hunde sehr anstrengend und verlangt Konzentration und Training. Du lernst hierbei, Deinen Hund besser zu lesen und ihr wachst zu einem Team zusammen. Das schöne ist zudem daran, dass das Mantrailing zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter gemacht werden kann.
Eine professionelle Mantrailerausbildung dauert übrigens zirka zwei bis drei Jahre. Diese Hunde werden häufig in einer Rettungshundestaffel oder auch bei der Polizei eingesetzt.
Mantrailing vs. Leichenspürhunde
Manchmal hält sich das Gerücht, dass Mantrailer Leichen suchen. Das ist so nicht richtig. Mantrailinghunde werden darauf ausgebildet, lebende Menschen wiederzufinden. Zwar kann das im schlimmsten Falle auch mal dazu führen, die vermisste Person tot aufzufinden. Aber das ist nicht das Ziel. Leichenspürhunde werden gezielt auf Leichengeruch ausgebildet. Sie suchen also nicht eine bestimmte Person, sondern generell den Geruch einer Leiche.
Kann jeder Hund Mantrailing machen?
Grundsätzlich ist erstmal jeder Hund für das Mantrailing geeignet. Hierbei ist es auch egal, ob Dein Hund noch sehr jung ist oder bereits ein Seniorhund. Denn eine gute Nase haben nunmal all unsere Hunde. Wenn Du das Mantrailing nur als Hobby machen möchtest, kannst Du auch mit älteren Hunden einsteigen. Sofern Dein Ziel eine professionelle Ausbildung ist, ist es hilfreich, möglichst früh mit den Grundlagen zu beginnen.
Natürlich sollte Dein Hund Freude an dieser Art Training haben. Wenn Du merkst, dass das nicht der Fall ist, schaue Dich bitte nach einer anderen Beschäftigungsmöglichkeit um. Zudem sollte Dein Hund auch den Anforderungen entsprechend fit sein. Das bedeutet nicht automatisch, dass ein Hund mit einem Handicap nicht zum Mantrailer ausgebildet werden könnte. Aber gerade bei langen Trails ist eine gewisse Grundfitness von Nöten.
Ist Dein Hund sehr unsicher oder ängstlich? Auch dann kannst Du mit ihm das Mantrailen probieren. Denn viele Hunde werden hierdurch selbstsicherer. Durch den Arbeitsauftrag vergessen sie, was ihnen eigentlich Angst macht und Ihr könnt eine gemeinsame Bindung als Team aufbauen.
Ich habe Hunde gesehen, die von jedem Menschen und jedem Hund eingeschüchtert waren, aber sobald sie trailen durften, eng an fremden Menschen und Hunden vorbei gingen ohne ihnen eines Blickes zu würdigen. Natürlich bedarf das Training und ein Angsthund sollte selbstverständlich ausreichend gesichert sein. Besprich dies am besten mit einem erfahrenen Hundetrainer, der sich mit Mailtraining bestens auskennt.
Welche Hunderassen eignen sich zum Maintrailen?
Auch bei Hunderassen macht das Mantrailing keinen Halt. Denn im ersten Schritt eignen sich alle Hunderassen. Dennoch sollte Dir bewusst sein, dass Kurzschnauzen (brachyzephale Hunderassen) wie der Mops, Bulldoggen und andere Hunderassen es schwerer haben, bei hoher Anstrengung zu atmen und zudem auch bei leicht wärmeren Temperaturen bereits Probleme bekommen können. In diesem Fall solltest Du selbstverständlich vom Training absehen.
Besonders gut eignen sich häufig Hunde, die eine hohe Jagdmotivation haben und zudem gerne Spuren lesen, sogenannte Schweißhunde. Dem Bloodhound sagt man die beste Nase unter den verschiedenen Hunderassen nach. Aber andere Hunderassen stehen den Schweißhunden und Jagdhunden nichts nach. So kann auch ein Australian Shepherd oder ein Dalmatiner ein begeisterter Mantrailer werden.
Welche Ausrüstung benötige ich?
Das wirklich schöne am Mantrailing ist, dass Du keine teure Ausrüstung für das Training von diesem Hundesport benötigst. Was Du zu Beginn unbedingt benötigst, ist sehr überschaubar. Du brauchst:
- ein gut sitzendes Hundegeschirr
- gut sitzendes Halsband
- eine Schleppleine (maximal 10m)
- kleine Tupperboxen
- Belohnung (Futter und / oder Spielzeug)
- ggfs. Handschuhe, zum Beispiel Reithandschuhe
- Trinkwasser / Wasserflasche
- Geruchsartikel
- Kunststofftüte oder Gefrierbeutel
- je nach Wetter und Fell Deines Hundes: Hundemantel
Natürlich kannst Du Deine Ausrüstung später noch erweitern. Zum Beispiel durch eine Warnweste, damit andere Menschen Dich sofort als Mantrailer erkennen.
Selbstverständlich solltest Du darauf achten, dass Du möglichst festes Schuhwerk trägst und Deine Kleidung dem Wetter anpasst. Denn im Training wirst sicherlich auch Du mal die vermisste Person spielen und das kann bei zu dünner Bekleidung im Winter oder bei Regen durchaus unangenehm werden.
Ein genauerer Blick auf die Ausrüstung eines Mantrailers
Beim Hundegeschirr solltest Du ein Brustgeschirr nutzen. Es sollte Deinem Hund natürlich ausreichend Bewegungsfreiheit bieten und auch bei Zug nicht einschneiden. Empfehlenswert ist es, dass Du für das Mantrailing ein Geschirr nutzt, welches Du nicht im Alltag nutzt. Hierdurch kann Dein Hund das Geschirr mit der Arbeitssituation verknüpfen. Hat Dein Vierbeiner dieses eine Geschirr erstmal mit dem Training verknüpft, weiß er schon beim Anziehen, was als nächstes kommt und ist motiviert.
Das Halsband dient dazu, dass Du Deinen Hund daran führst, wenn er nicht gerade trailt. Auch das dient der Unterscheidung zwischen Arbeitssituation und Pause.
Die Schleppleine sollte maximal 10m lang sein. Sie sollte gut in der Hand liegen und selbst bei Zug auf keinen Fall einschneiden. Da Du sicherlich auch mal bei Dunkeln mit Deinem Hund trailst, ist es von Vorteil, wenn sie mit Reflektoren ausgestattet ist.
War der Trail erfolgreich, wird Dein Hund belohnt. Diese Belohnung sollte sich für Deinen Hund natürlich lohnen. Daher sind kleine Tupperboxen hilfreich, in die Du ein besonderes Leckerli wie Frischfutter legst. Manche Hunde freuen sich aber auch genauso über ein besonders heiß geliebtes Spielzeug.
In Pausen sollte Dein Hund natürlich die Möglichkeit haben, zu trinken. Daher solltest Du bei jedem Hundesport auch immer an eine Wasserflasche und einen Trinknapf denken.
Als Geruchsartikel dienen häufig Kleidungsstücke, wie zum Beispiel ein T-Shirt, ein Halstuch oder ähnliches. Alternativ können aber auch Taschentücher am Körper getragen werden, die den Geruch der vermissten Person dann aufnehmen. Damit die Geruchsprobe nicht verunreinigt wird, kannst Du sie am besten in einem Gefrierbeutel aufbewahren.
Wie fängt man mit Mantrailing an?
Natürlich könntest Du direkt gleich einen langen Kurs buchen. Mein Tipp ist jedoch: Mache zu Beginn einen Schnupperkurs oder ein Einsteigerseminar. So kannst Du erstmal abchecken, ob Dir und natürlich auch Deinem Hund Mantrailing wirklich Spaß bereitet. Viele Hundeschulen bieten solche Kurzkurse an.
Bei so einem Kurs oder Seminar fängst Du dann von der Pieke an und lernst die Basics kennen. Bei vielen Hunden wirst Du – vorausgesetzt das Training ist gut aufgebaut – schnell kleine Fortschritte sehen. Zudem ist das Training dann auch auf Anfänger angepasst und es wird nicht zu viel von Deinem Hund und Dir gefordert. Denn auch Dein Kopf wird zu Beginn ganz schön ins Qualmen kommen. Häufig erhältst Du auch zu Beginn einen Theorieteil, um zu verstehen, wie sich Gerüche und Geruchpartikel verteilen.
Merkst Du, dass das Trailen Deinem Hund und Dir Spaß bereitet, kannst Du an einem längeren Kurs teilnehmen. Häufig finden sich Trainingsgruppen zusammen und Ihr trailt ein oder zwei Mal die Woche zu einer fest ausgemachten Zeit.
Die ersten Schritte im Mantrailing
Wir raten Dir an dieser Stelle, das Mantrailing nicht selbst aufzubauen. Hierfür braucht es Erfahrung. Denn es gibt vieles zu beachten und gerade zu Anfang ist es gar nicht so einfach, Deinen Hund richtig zu lesen. Außerdem solltest Du Mantrailing nicht mit Familienangehörigen oder Dir machen.
Der Aufbau der ersten Schritte unterscheidet sich durchaus von Trainer zu Trainer. Daher möchten wir hier nicht im Detail darauf eingehen, sondern Dir nur einen groben Überblick geben.
Bevor der Trail losgeht, ziehst Du Deinem Hund das Trailgeschirr an. Hierdurch kannst Du schon die ersten Schritte eines Rituals festlegen.
Die Anleitung ist wirklich nur grob beschrieben. Du solltest unbedingt mit einem erfahrenen Mantrailer trainieren. Denn es gibt so viel dabei zu beachten!
Schritt 1: Sichttrails Anfang
Anfangs lernt Dein Hund erstmal, dass er einem Duft folgen soll. Die Versteckperson macht Deinen Hund auf sich aufmerksam. Sie spielt vielleicht mit Deinem Hund oder lockt ihn und läuft dann weg und motiviert Deinen Hund, ihm zu folgen. Die Person legt dann den Geruchsgegenstand auf den Boden und verschwindet außer Sicht.
Du als Hundeführer hältst Deinen Hund anfangs zurück und lässt ihn dann der Versteckperson folgen. Dein Hund soll über den Geruchsgegenstand rennen und dann sehr schnell die Person finden. Nun feiert Ihr Beide Deinen Hund. Er soll motiviert sein und merken, dass sich der Erfolg für ihn lohnt.
Schritt 2: Aufbau von Kommandos
Im zweiten Schritt läuft die Zielperson immer noch für Deinen Hund sichtbar weg. Auch hier entfernt er sich aus seiner Sicht. Dieses mal aber nun so, dass Dein Hund auch ein kleines Stück die Nase einsetzen muss.
Nun fängst Du an, entsprechende Kommandos aufzubauen. Zum einen lernt Dein Hund, am Geruchsgegenstand zu schnüffeln. Das Kommando kann zum Beispiel ein „check“ oder ein „riech“ sein. Das Kommando zum Start der Suche kann ein „Trail“ oder „such“ sein. Du führst Deinen Hund also erst an den Geruchsgegenstand und motivierst ihn, daran zu schnüffeln. Im Anschluss gibst Du den Arbeitsauftrag zum Suchen.
So kann Dein Hund eine Verknüpfung zwischen Geruchsgegenstand, Suche und Zielperson aufbauen. Daher ist es auch hilfreich, wenn Du unterschiedliche Personen hast, die sich verstecken. So kannst Du verhindern, dass Dein Hund nicht immer nur nach der einen Perso suchen möchte.
Schritt 3: Trails werden ausgebaut
Im weiteren Verlauf lernt Dein Hund nun, die Person zu suchen ohne dass sie vor seiner Nase wegrennt. Die ersten Trails sind sehr kurz. Dein Hund soll schnell Erfolg haben und motiviert bleiben. Daher ist es von Vorteil, dass die Trails so gelegt werden, dass der Wind die Fährte zu Deinem Hund trägt – also durch Gegenwind. Außerdem sollte sich die Person auch auf Augenhöhe des Hundes verstecken, denn nach oben suchen will erst gelernt sein.
Außerdem wirst auch Du nun nicht mehr wissen, wo sich die Zielperson versteckt. Das würde nämlich dazu führen, dass Du Deinen Hund (unbewusst) beeinflusst. Aber Dein Hund soll seiner Nase folgen und auch Du sollst lernen, Deinem Hund zu vertrauen und ihn zu lesen.
Schritt 4: Anzeige aufbauen
Dein Hund lernt, die vermisste Person anzuzeigen. Gerade, wenn die Zielperson zum Beispiel verletzt ist, sollte Dein Hund sich später nicht freudig drauf stürzen, sondern erst eine Anzeige anbieten. Die Anzeige kann zum Beispiel ein Vorsitz vor der vermissten Person sein.
Fortgeschrittene Hunde lernen sogar anzuzeigen, dass eine Spur an einer Stelle endet oder die gesuchte Person nie an dem Ort war.
Trails können auch variiert werden. Ein Beispiel: Drei Personen sitzen in einem Auto, eine Person versteckt sich dann und Dein Hund darf ins Auto und riechen und dann die zwei anderen Personen abriechen. Er lernt, den fehlenden Geruch bzw. die fehlende Person zu suchen. Das ist aber natürlich etwas für Fortgeschrittene.
Fazit: Mantrailing ist eine artgerechte Beschäftigung für Hundenasen
Mantrailing ist eine tolle Möglichkeit, Hunde artgerecht auszulasten. Du bist gemeinsam mit Deinem Hund und anderen Hundemenschen an der frischen Luft und lernst viel über die Körpersprache Deines Hundes. Viele unsichere Hunde haben durch das Trailen zu einem ganz anderen Selbstwertgefühl gefunden und auch Menschen können Kontakte knüpfen.
Dir sollte aber bewusst sein, dass gerade am Anfang Dein Hund länger warten muss. Dementsprechend solltest Du eine Hundebox im Auto bereit stellen. Außerdem musst auch Du Dich immer mal als gesuchte Person verstecken.
Aber selbst kleine Trails sind für Hunde bereits so anstrengend, dass sie die Pause im Auto bzw. in ihrer Box gut vertragen können :-)
Hast Du bereits Erfahrungen mit Mantrailing gemacht? Dann freuen wir uns, wenn Du uns damit in einem Kommentar berichtest.
Bildnachweise: depositphotos.com Border collie dog on a drag line @ Judithdz und Border collie dog on a towline @ Judithdz