Ressourcenverteidigung beim Hund ist erstmal nichts ungewöhnliches. Problematisch wird es, wenn Dein Hund dieses Verhalten besonders extrem und übertrieben zeigt. Aber was ist der Grund für die Verteidigung von Ressourcen? Muss sein Hund sich jederzeit alles wegnehmen lassen können und wie kann ich an entsprechendem Verhalten arbeiten? Wir verraten es Dir in diesem Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
Ressourcenverteidigung – was sind Ressourcen eigentlich?
Die meisten denken beim Wort Ressourcen lediglich an Futter oder Spielzeug. Allerdings können Ressourcen so viel mehr sein. Einen Unterschied solltest Du hier zwischen Objekten und sozialen Rechten machen.
So könnte Dein Hund Ressourcenverteidigung neben dem Bereits genannten Futter oder Spielzeug auch beim Trinkwasser, dem Hundebett oder der Hundebox, dem Auto, dem Haus, dem Garten, aber auch Dingen wie Stöckern auf den Spaziergängen sein.
Dein Hund kann auch Dich, andere Freunde oder Familienmitglieder oder Artgenossen zu seinen Ressourcen zählen.
Zeigt Dein Hund Ressourcenverteidigung in Bezug auf soziale Rechte, beansprucht er zum Beispiel bestimmte Liegeplätze für sich (Achtung, dies kann auch ein Hundebett sein – hier geht es aber dann nicht um das Hundebett an sich sondern meist um einen bestimmten Ort). Auch könnte es sein, dass Dein Hund den „Türsteher“ spielt und somit Anspruch auf einen gewissen Weg / Durchgang erhebn.
Wodurch entsteht eine übertriebene Ressourcenverteidigung beim Hund?
Nun fragst Du Dich vielleicht, wodurch die übertriebene Ressourcenverteidigung beim Hund eigentlich? Vielleicht betrifft es auch Deinen eigenen Hund und Du stellst Dir die Frage, ob Du eventuell sogar etwas falsch gemacht hast?
Die Ursachen für dieses Verhalten können ganz unterschiedlicher Art sein und nicht immer hat es etwas mit einer mangelhaften / fehlenden Erziehung zu tun (auch wenn in den sozialen Medien häufig dies behauptet wird).
Aber welche Gründe können vorliegen, wenn Dein Hund Ressourcen besonders stark verteidigt?
Viele Hunde, die dieses Verhalten übersteigert zeigen, bringen durch Rasse und / oder Genetik eine gewisse Prädisposition vor. Aber auch die Entwicklung (vor allem als Welpe) und Erfahrungen mit Menschen oder anderen Hunden können eine Rolle spielen.
Beispiele dafür, dass Dein Hund eine Ressource verteidigt:
Um Dir zu verdeutlichen, wie unterschiedlich die Ressourcenverteidigung beim Hund sein kann, möchten wir Dir gerne zwei Beispiele mit auf den Weg geben:
- Du kannst nicht in der Nähe vom Fressnapf oder Trinknapf Deines Hundes laufen, weil er sonst auf Dich oder andere Familienmitglieder losgeht
- Dein Hund hat eine besonders enge Beziehung zu Dir und verteidigt Dich vor anderen Menschen / Hunden (vor allem Hütehundrassen wie der Australian Shepherd neigen zu sozialorientierten Verhalten)
- Dein Hund sammelt auf Spaziergängen Stöcker und lässt andere Hunde und / oder Menschen nicht an den Stock
Nehmen wir das erste Beispiel mit dem Napf: Als Ursache könnte zum einen sein, dass Dein Hund bereits als Welpe gelernt hat, dass er um sein Futter / Trinken kämpfen muss, weil er sich schon früh gegen seine Geschwister durchsetzen musste. Oder er musste bereits in seinem Leben hungern. Aber es kann auch sein, dass er durch Krankheiten wie zum Beispiel Diabetes oder ähnliches dauerhaft Hunger hat und deswegen seinen Napf verteidigt.
An dieser Stelle wollen wir noch mal festhalten: Wenn Dein Hund Ressourcenverteidigung zeigt, ist das grundsätzlich ein typisch hündisches Verhalten. Schwierig wird es erst, wenn er sich in dieses Verhalten reinsteigert und es wahnhaft / krankhaft wird. Schnell können dann gefährliche Situationen für alle Beteiligten entstehen.
Tipps, wenn Dein Ressourcen verteidigt
Aber wie sollte ich nun damit umgehen, wenn mein Hund übersteigerte Ressourcenverteidigung zeigt?
Als erstes solltest Du Deinen Hund vom Tierarzt checken lassen – vor allem dann, wenn er dieses Verhalten plötzlich zeigt und vor allem Futter und Trinken als Ressource verteidgt werden. Es gesundheitliche Gründe vorliegen, die zuerst abgeklärt werden müssen. Hier bietet unter anderem ein Blutbild Aufschluss.
Außerdem sollte Dir bewusst sein, dass Dein Hund Dich nicht absichtlich ärgern will. Also reagiere nicht mit Gegengewalt, sondern ruhig und besonnen.
An dieser Stelle wollen wir auch noch mal darauf hinweisen, dass Du Dir am besten einen erfahrenen Hundetrainier oder Hundehaltenstherapeuten vor Ort zur Hilfe nehmen solltest. Dieser kann sich das Verhalten Deines Hundes ansehen und somit die eigentliche Ursache herausfinden und einen individuellen Trainingsplan erstellen.
Gewöhne Deinen Hund an einen Maulkorb
Ressourcenverteidigung geht auch immer mit Aggressionsverhalten einher. Deswegen solltest Du Deinen Hund als auch alle Beteiligten im ersten Schritt schützen. Leider haben Maulkörbe nach wie vor einen schlechten Ruf. Regelmäßig lesen wir unter entsprechenden Posts den Spruch “ Der arme Hund“. Ein Maulkorb ist jedoch nichts schlimmes. Gut trainiert stört er Deinen Hund nicht.
Lasse Dich auf jeden Fall beim Kauf beraten. Der Maulkorb sollte stabil sein und vor allem eins: Gut passen. Dein Hund sollte mit dem Maulkorb hecheln können. Er darf nicht drücken oder einengen und Dein Vierbeiner sollte damit auch trinken können. Außerdem sollte das Material wohl überlegt sein. Maulkörbe aus Plastik oder Gummi können je nach Hund schnell zerstört werden und bieten somit keine Sicherheit.
Gewöhne Deinen Hund langsam an den Maulkorb und ziehe ihm ihn nicht einfach nur über. Am besten fütterst Du die ersten Tage aus dem Maulkorb ohne ihn überhaupt zu schließen. Hierdurch verknüpft Dein felliger Freund den Maulkorb positiv.
Natürlich löst Du mit einem Maulkorb das Problem der Ressourcenverteidigung nicht, sorgst aber dafür, dass es nicht zu schwerwiegenden Verletzungen kommen kann. Sicherheit sollte immer an erster Stelle stehen.
Reflektiere Dich selbst
Verteidigt Dein Hund Dich extrem, so solltest Du Dich selbst reflektieren. Gerade stark sozialorienterite Hunde neigen dazu, die Leistung übernehmen zu wollen. Manche Hunde reagieren auch darauf, wenn Du einen „schlechten“ Tag hast. Sie spüren es und wollen Dich beschützen.
Hinterfrage Dich also ruhig auch mal, ob Du die Ursache „des Problems“ sein könntest. Wenn das der Fall ist, kannst Du gemeinsam mit einem Hundetrainer einen Trainingsplan entwickeln, damit Dein Hund lernt, dass er Dir die Führung überlassen kann.
Hier geht es nicht darum, Deinem Hund zu zeigen, wer „das Alphatier“ ist. Viel mehr muss Dein Hund wieder lernen, Dir zu vertrauen, dass Du die Lage im Griff hast und sie kompetent regelst. Es gibt verschiedene Situationen, an denen Du das trainieren kannst.
Ressourcenverteidigung: Muss mein Hund sich sein Futter wegnehmen lassen?
Häufig zeigen Leute, wie sie ihrem Hund das Futter wegnehmen. Angeblich muss das der Hund lernen, damit auch eventuelle Kinder im Haushalt geschützt sind. Das sehen wir anders.
Auf jeden Fall sollten Deine Kinder lernen, dass Dein Hund in Ruhe fressen kann und auch einen ruhigen Schlafplatz hat. Kinder können schon früh lernen, dass sie ein Lebewesen mit Respekt behandeln müssen und in bestimmten Situationen in Ruhe lassen müssen.
Solltest Du mit Deinem Hund üben wollen, dass er bestimmte Dinge herausgibt, zum Beispiel ein Spielzeug, ist das sogenannte Tauschen hilfreich. Hierbei gibt Dein Hund Dir das Objekt im Tausch gegen etwas anderes. Dadurch entsteht bei Hunden keine Angst, dass ihm etwas weggenommen wird, denn er erhält im Tausch ja etwas anderes.
Das Tauschobjekt sollte mindestens genauso attraktiv für Deinen Hund sein wie das ursprüngliche Objekt.
Knurren nicht verbieten – Hundesprache lernen
Elementar ist auch, dass Du Dich mit der Hundesprache auseinandersetzt. Knurren sollte zum Beispiel nicht verboten werden. Dieses ist ein klares Warnsignal. Verbietest Du Deinem Hund, zu warnen, kann es beim nächsten Mal passieren, dass er das Warnsignal überspringt und direkt extremeres Verhalten zeigt. Im schlimmsten Fall könnte das sogar dazu führen, dass er beißt.
Auch solltest Du Beschwichtigungssignale (Calming Signals) kennen und beachten.
Ressourcenverteidigung von Objekten – verwalte die Ressourcen bewusst
Abhängig davon, bei was Dein Hund die Ressourcenverteidigung zeigt, kannst Du Ressourcen auch bewusst verwalten. Lies hierzu auch gerne unseren Beitrag Suchtverhalten beim Hund. Lasse bestimmte Ressourcen nicht rumliegen. Teile die Ressourcen im Fall der Fälle bewusst sein.
Sollte Dein Hund zum Beispiel Stöcker auf dem Spaziergang verteidigen, kannst Du natürlich nicht vor Eurem Gassi alle Stöcker wegräumen. Hier ist es aber ggf. sinnvoll, dass Dein Hund an der Leine bleibt und Du darauf achtest, dass er keine Stöcker aufsammelt. Stöcker sind leider sowieso keine sinnvollen Spielzeuge für Hunde – die Verletzungsgefahr ist extrem hoch.
Fazit: Ressourcenverteidigung beim Hund ist ein gängiges Thema
Fast jeder Hund verteidigt in seinem Leben mal eine Ressource. Ob Du daran trainieren musst, hängt zum einen davon ab, wie extrem diese Verteidigung aussieht. Zum anderen aber auch von der Häufigkeit und ob das Verhalten schon krankhaft und übertrieben ist.
Da bei es bei Ressourcen schnell mal „ums Eingemachte“ geht, ist es sinnvoll, zum einen Deinen Hund gesundheitlich abchecken zu lassen und zum anderen mit einem erfahrenen Hundetrainier den Weg zu gehen. Habe aber bitte unbedingt Geduld. Wie bei allen anderen Dingen ist auch dieses Thema nicht mit einer Trainingsstunde erledigt. Häufig sind Regeln und Grenzen wichtig, an denen sich Dein Hund orientieren kann und eine gewisse Verlässlichkeit erhält. Als Beispiel: Verteidigt Dein Hund das Sofa oder Dein Bett? Dann sollte er zukünftig dort nicht mehr schlafen dürfen. Weise ihm einen eigenen Schlafplatz zu.
Erzähle uns doch gerne in einem Kommentar, ob und wenn ja: Welche Ressource Dein Hund schon verteidigt hat und wie Ihr daran gearbeitet habt? Vielleicht hast Du aber auch Fragen zu diesem Thema? Auch dann freuen wir uns über ein Kommentar von Dir.
Bildnachweis – Titelbild: Depositphotos.com Dog growls at another dog @ agneskantaruk
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Liebe Wiebke,
danke für deinen informativen Beitrag über Ressourcenverteidigung beim Hund. Du erklärst die Ursachen und Lösungsmöglichkeiten sehr verständlich und gibst hilfreiche Tipps für den Umgang mit diesem Verhalten. Besonders wichtig finde ich deinen Hinweis, dass Knurren als Warnsignal nicht unterdrückt werden sollte und der Einsatz eines Maulkorbs für Sicherheit sorgt. Deine Empfehlungen zur Zusammenarbeit mit einem Hundetrainer und das Reflektieren des eigenen Verhaltens sind ebenfalls wertvoll.
Viele Grüße von Robert
Hallo Robert, herzlichen Dank für Dein liebes Feedback. Liebe Grüße, Wiebke