Aggressives Verhalten beim Hund – Tipps für den Alltag

Aggressives Verhalten beim Hund

Zeigt ein Hund aggressives Verhalten, heißt es sehr schnell, der Hund sei verhaltensauffällig. Da uns diese Verhaltensweise in unserem Alltag einschränkt, wird sie verteufelt und als nicht normal gesehen. Aber ist das richtig? Ist ein Hund wirklich verhaltensgestört, wenn er Aggressionen zeigt und was sind Aggressionen überhaupt? Diesen Fragen wollen wir in diesem Beitrag auf den Grund gehen.

Was ist Aggression eigentlich?

Das Wort Aggression stammt ursprünglich aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie sich zubewegen auf jemanden oder etwas, heranschreiten, sich nähern, angreifen (Quelle: Wikipedia)

Grundsätzlich ist aggressives Verhalten ein natürliches Verhaltensmuster und zwar nicht nur beim Hund, sondern auch bei anderen Tieren und uns Menschen. Sie dient dazu, sich zu verteidigen, gefährliche Situationen zu meistern oder auch Ressourcen an sich zu nehmen bzw. zu verteidigen. Diese Verhaltensweise wird durch gewisse Reize ausgelöst, welche unterschiedlicher Natur sein können. Unsichere Hunde oder Hunde mit einer niedrigen Frustrationstoleranz neigen zum Beispiel häufig zu aggressivem Verhalten. Aber auch der Kampf um eine Ressource wie Futter, Spielzeug oder der Sozialpartner, Schmerzen, Angst und schlechte Erfahrungen können eine Rolle spielen.

Das Wort Aggression ist leider sehr negativ belegt. Dabei ist dieses Verhalten nur eine von vielen Kommunikationsmöglichkeiten, die Hunde zeigen. Natürlich wollen wir nicht, dass unser Hund auf alles und jeden mit Kampf reagiert. Dennoch sollten wir vorsichtig sein und nicht alles verteufeln.

Aggressives Verhalten bei Tieren

In den meisten Fällen haben unsere Tiere andere Motive als wir. Auch wenn der Ursprung doch recht ähnlich ist. So möchten Hunde ihr Revier verteidigen, ihren Platz in einer Rangordnung klar stellen oder zeigen sexuell orientiertes Verhalten. Wie weiter oben schon beschrieben, kann ein weiterer Auslöser auch sein, den Besitz zu verteidigen (Ressourcenverteidigung). Schau Dich in der Tierwelt nur um: Denkst Du, ein Löwe würde seine Beute mit einem fremden Rudel teilen?

Wenn wir uns aggressives Verhalten nun genauer ansehen, bedeutet das, dass Dein Hund droht oder direkt auf Angriff geht.

Aggressives Verhalten beim Hund

Nun sind unsere Hunde sicherlich nicht vergleichbar mit Wildtieren. Dennoch sind die Motive für aggressives Verhalten doch recht ähnlich. Damit Du das Verhalten Deines Hundes verstehst, ist es hilfreich, dass Du die Motivation für das Verhalten einordnen kannst. In der Regel ist es hilfreich, dass Du Dir Unterstützung von einem kompetenten Hundetrainer oder Hundeverhaltenstherapeuten suchst. Denn wir wollen Aggressionen nicht schön reden: Es kann auch böse nach hinten losgehen – je nach Hund und Situation.

Pinscher zeigt deutliches Drohen
Verbiete Deinem Hund bitte niemals, zu drohen. Denn dadurch lernt Dein Hund, dass eine Drohung keinen Sinn macht und überspringt diese Warnung vielleicht das nächste Mal.

Generell unterscheiden die Evolutionsbiologin und Bestsellerautorin Nora Brede, die Hundetrainerin, Expertin für Aggressionsverhalten und Tierarzthelferin Ute Heberer und der zertifizierte Hundetrainer und Coach Normen Mrozinski zwischen folgenden Motivationen beim aggressiven Verhalten beim Hund:

  • territorialer Aggression
  • sexuell motivierter Aggression
  • sozial motivierter Aggression
  • ressourcenbedingter Aggression
  • statusbedingter Aggression
  • umgelenkter Aggression
  • Aggression aus Angst
  • erlerntem Aggressionsverhalten
  • anderweitig motivierter Aggression
  • Aggressionen aufgrund von einer Krankheit, Schmerzen und Verletzungen

Gibt es Hunde die aggressiver sind als andere?

Natürlich gibt es auch Mischformen. Nicht selten führen mehrere Motive zusammen. Ob Dein Hund eine Form eines dieser Motive zeigt, hängt stark von Deinem Hund ab. So gibt es Hunderassen, die stärker territorial veranlagt sind, zum Beispiel Herdenschutzhunde oder Wachhunde. Sozial motivierte Aggression zeigt sich unter anderem durch Kontrollverhalten. Wenn Du schon mal mit Hütehunden wie dem Border Collie oder dem Australian Shepherd zu tun hast, wirst Du sicherlich dort auch schon mal einen “Kontroletti” getroffen haben.

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Auch die Geschichte Deines Hundes spielt eine entscheidene Rolle. Bei vielen Hunden legt sich sehr früh eine Methode fest, wie sie auf gewisse Situationen reagieren: Flucht oder Angriff. Ich möchte dabei gar nicht pauschalisieren, denn natürlich bedeutet die eine Lösungsstrategie nicht automatisch, dass die andere nicht auch gezeigt werden kann. Von Hunden, die nie die Möglichkeit einer guten Sozialisierung hatten, möchte ich gar nicht erst anfangen.

Natürlich kommt aber kein Hund grundsätzlich aggressiv auf die Welt. Wenn wir also mal die sogenannten Listenhunde heranziehen, dann haben diese vielleicht eine niedrigere Reizschwelle und die Bisse aufgrund der Anatomie können gefährlicher sein, aber ein Staffordshire und co sind nicht automatisch durchweg böse oder aggressiv. Und die Beißstatistiken werden eben nicht von den “Kampfhunden” angeführt!

Achte auf die Körpersprache Deines Hundes

Man sagt ja so schön: Bellende Hunde beißen nicht. Hierfür habe ich weder eine Studie, die dafür spricht noch eine dagegen. Fakt ist aber, dass Hunde weniger über Laute als viel mehr über Körpersprache und Mimik kommunizieren. Natürlich weißt Du, dass Knurren durchaus ein deutliches Signal sein kann.

Achte aber auch auf die Mimik, Gestik und Körperhaltung. Bei manchen Hunden ist die Kommunikation so fein, dass sie kaum zu erkennen ist.

Ein typisches Drohverhalten ist beispielsweise das Fixieren. Hierbei starrt Dein Hund einen anderen Artgenossen oder Menschen an. Der gesamte Körper ist hierbei fest. Auch das Aufstellen der Nackenhaare und das “Großmachen” können typische Warnsignale sein.

Ein weiteres Indiz ist das typische Hochziehen der Lefzen. Bei manchen Hunden ist es kaum wahrnehmbar, bei anderen kräuselt sich das ganze Gesicht und die Augen werden klein.

Wenn Du Deinen Hund schon eine Weile kennst, wirst Du ihm bereits an der berühmten Nasenspitze ansehen können, ob er gerade ein Problem hat.

Was kann ich machen, dass aggressives Verhalten beim Hund gar nicht erst entsteht?

Halten wir fest: Du kannst es nicht ganz vermeiden. Und natürlich sollten wir hier auch ganz klar unterscheiden, wie wir Aggressionen definieren. Grundsätzlich ist es ein natürliches Verhalten. Aber natürlich wird es gefährlich, wenn Dein Hund andere Argenossen oder Menschen angreift und dementsprechend ist es ein Thema, an was Du unbedingt arbeiten solltest.

Wenn ein Welpe bei Dir einzieht, kannst Du auf einige Punkte bereits achten. Hilfreich ist es zudem, wenn der Züchter schon gute Vorarbeit geleistet hat. Ich denke hier speziell an das Thema Futterneid. Ein Welpe sollte direkt lernen, dass er in Ruhe fressen kann.

Aber auch nach dem Einzug bei Dir ist es in Deiner Hand, zielgerichtet mit Deinem Hund zu arbeiten. Mit vielen Übungen kannst Du Deinem Hund Sicherheit geben. Aber denke bitte auch immer an die nötige (und liebevolle) Konsequenz. Setze Grenzen, baue Trainingseinheiten beim Thema Impulskontrolle ein und arbeite an Eurer Beziehung. Ganz wichtig ist auch ein ordentliches Maß Selbstreflexion.

Natürlich kann ein Hund ein Verhalten auch schon mitbringen, zum Beispiel dann, wenn Du Deinen Hund aus dem Tierheim holtst oder er aus dem Ausland einreist. Aber auch selbst wenn der Hund, der bei Dir als Welpe eingezogen ist, mal aggressives Verhalten zeigt, ist das keinen Grund, sich selbst zu martern. Ein Problem ist da, um es zu lösen. Es muss Dir nicht unangenehm und peinlich sein. Irgendwie hat doch jeder Hundehalter seine ganz eigene persönliche Baustelle oder?

Grundsätzlich sollte Dir bewusst sein, dass Du nicht alles verhindern kannst. Denn unsere Hunde sind Individuen mit eigenem Charakter und eigenem Kopf. Und auch das Sexualverhalten spielt zusätzlich eine entscheidende Rolle.

Aggressives Verhalten beim Hund – was soll ich tun?

Wusstest Du, dass aggressives Verhalten beim Hund nicht von jetzt auf gleich entsteht? Meist baut sich dieses Verhalten auf, begründet auf Erfahrungen. Wenn Dein Hund also immer die Erfahrung gemacht hat, dass er bei einer Hundebegegnung gefrustet ist, wird aus diesem Frust ein Aggressionsverhalten. Wenn Dein Hund häufig lernen musste, dass ihm das Futter von anderen Hunden weggenommen wird, kann es dazu kommen, dass er beginnt, es zu verteidigen. Ich könnte hierzu unzählige verschiedene Beispiele nennen.

Deswegen ist es wichtig, schon früh zu reagieren, um es gar nicht erst soweit kommen zu lassen. Wende Dich an einen Hundetrainer. Mit ihm gemeinsam kannst Du das Problem analysieren und daran arbeiten.

Gleiches gilt natürlich auch, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Den Kopf in den Sand zu stecken bringt weder Dich noch Deinen Hund weiter. Sich Hilfe zu holen, bedeutet Mut. Wir sind alles nur Menschen und können nicht alles selbst wissen.

Maulkorbtraining

Grundsätzlich sollte jeder Hund lernen, einen Maulkorb zu tragen – auch das liebste Lamm. Denn es gibt Situationen, in denen ein Maulkorb wirklich hilfreich ist – oder sogar Pflicht. Unter anderem kannst Du einen Maulkorb einsetzen, wenn es Giftköderalarm in Deiner Nähe gibt. Hat Dein Hund Schmerzen, kann er den sonst so geliebten Tierarzt nicht mehr so toll finden.

Aber auch in öffentlichen Verkehrsmitteln oder in anderen Urlaubsländern kann das Tragen eines Maulkorbs Pflicht sein. Und um mit dem Vorurteil “der arme Hund” aufzuräumen: Ein positiv konditionierter Maulkorb ist auch nichts anderes als ein Halsband oder Hundegeschirr. Wichtig dabei: Der Maulkorb muss gut passen. Er darf nicht scheuern oder drücken und ausreichend Freiraum zum Hecheln geben.

Aber spätestens, wenn Dein Hund gelernt hat, die Zähne einzusetzen – unabhängig von dem Motiv der Aggression – solltest Du dringend Deinen Hund an ein Maulkorb gewöhnen. Und zwar nicht erst, wenn es schon zu spät ist.

Einem Hund einen Maulkorb einfach überzuziehen, wenn es sein muss ohne vorher ein vernünftiges Training aufzubauen, ist einfach unfair. In diesem Fall kann ich nur sagen: Armer Hund!

Ursachen erkennen und analysieren

Zuerst sollte Dein Hund auch gesundheitlich untersucht werden. Denn auch Krankheiten und Schmerzen können zu Aggressionsverhalten führen. Oder bist Du freundlich, wenn Du dauerhaft Zahnschmerzen hast? Unter anderem kann auch eine Schilddrüsenunterfunktion der Auslöser für Aggressionen sein.

Ist Dein Hund gesund, wirst Du gemeinsam mit Deinem Hundetrainer das Verhalten analysieren und in die oben genannten Motive einsortieren.

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Sollte ich absofort die Situation vermeiden?

Vielleicht fragst Du Dich nun, warum Du der Situation zukünftig nicht einfach komplett aus dem Weg gehst? Meist geht das eben nicht. Du wirst immer irgendwo auf Menschen und Argenossen treffen. Du kannst Situationen nicht einfach abstellen und “der beste Weg daraus ist da rein”.

Allerdings macht es je nach Aggression bei Deinem Hund durchaus Sinn, gewisse Situationen vorerst zu meiden. Baue erst ein effektives Training mit Deinem Hundetrainer auf. Es ist es nicht wert, unnötig viel zu riskieren.

Aggressives Verhalten – Alternativverhalten aufbauen

Damit Dein Hund gewisse Verhaltensweisen nicht mehr zeigt, muss er die Chance kriegen, ein Alternativverhalten zu erlernen. Für dieses Training muss Dein Hund aber auch “den Kopf frei haben”. Das geht am besten, wenn Dein Hund erstmal ohne die auslösenden Reize üben kann – und Du natürlich auch :-)

Entweder Du lädst Deinen Hundetrainer zu Dir nach Hause ein oder Du besuchst ihn vor Ort. Das kannst Du am besten mit ihm besprechen, denn er wird wissen, was für Euch am besten und effektivsten ist.

Meist wird begonnen, nun ein Alternativverhalten aufzubauen. Das ist individuell auf Deinen Hund und die Situation angepasst. Zudem kann es hilfreich sein, auch im Alltag gewisse “Fehlerquellen” abzustellen. Sofern Dein Hund zu einem sozial motivierten Verhalten neigt, sollte er Dich nicht mehr kontrollieren können und lernen, auch mal “los zu lassen”.

Aggressives Verhalten richtig trainieren
Hundetraining bedeutet immer Management. Mit dem richtigen Trainingsansatz kannst Du auch aggressives Verhalten umlenken.

Später wird Dein Hundetrainer dann gestellte Situationen vorbereiten, um Euer Training zu festigen. Erst, wenn hierbei alles zuverlässig läuft, kannst Du das Erlernte auch im Alltag anwenden.

Wir möchten an dieser Stelle gar nicht tief in Trainingstipps einsteigen. Denn hierfür solltest Du Dir wirklich vor Ort Hilfe holen. Gut gemeint ist nicht selten schlecht ausgeführt und kann Euer Problem nur noch mehr verschlimmern.

Fazit: Aggressives Verhalten beim Hund

Grundsätzlich ist aggressives Verhalten beim Hund nicht unnatürlich und auch nicht unbedingt eine Verhaltensstörung. Denn Dein Hund hat in der Situation keine Probleme mit der Aggression. Das Problem haben wir Hundehalter. Wichtig ist, dass Dein Hund durchaus drohen darf. Er darf warnen! Verbiete ihm das bitte niemals. Das kann dazu führen, dass er das nächste mal nicht vorwarnt. Nimm eine Drohung also ernst – egal, ob Du einen großen oder kleinen Hund hast.

Der beste Rat, den wir Dir von Herzen geben möchten: Suche Dir beim Training Hilfe. Das zeigt, dass Du ein verantwortungsvoller und umsichtiger Hundehalter bist. Lasse nicht erst etwas passieren. Lerne, das Verhalten und die Hundesprache zu lesen. Denn vieles kannst Du schon an der Körperhaltung Deines Hundes erkennen.

Und denke bitte daran: Gewalt beginnt dort, wo Wissen endet. Dein Training sollte immer auf einem positiven, konsequenten Ansatz fußen.

Bildnachweise: depositphotos.com Woman instructing dogs outside @ oscity, Pinscher dog aggressive reaction @ peter77 und Angry dog with bared teeth @ art_man

2 Meinungen zu “Aggressives Verhalten beim Hund – Tipps für den Alltag

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