Vielleicht hast Du schon mal darüber nachgeacht, mit Deinem Hund einen Hundesport zu machen? Die Auswahl ist groß und es ist nicht immer leicht, den passenden Sport für Frauchen bzw. Herrchen und Hund zu finden. In diesem Beitrag wollen wir Dir den Hundesport Agility genauer vorstellen. In diesem Sport geht es um Teamarbeit. Aber lass uns diesen Hundesport genauer beleuchten.
Was ist Agility genau?
Inhaltsverzeichnis
Das Wort „Agility“ geht auf Agilität zurück. Es bedeut übersetzt ungefähr so viel wie Wendigkeit. In dieser Hundesportart soll Dein Hund einen Parcours durchlaufen. Auf Turnieren wird Dir für diesen Parcours eine Zeit vorgegeben, in der ihr die Strecke absolvieren müsst – natürlich möglichst ohne Fehler. Damit das klappt, musst Du mit Deinem Hund viel trainieren und üben und ihn dann sicher durch den Parcours leiten.
Im Training ist alles erlaubt, aber wenn Du später an Turnieren teilnehmen möchtest, musst Du wissen, dass im Lauf weder Spielzeug noch Futter erlaubt ist und Du die Hindernisse auch nicht berühren darfst.
Da beim Agility auch Sprünge überwunden werden müssen, gibt es verschiedene Startklassen, die der Größe Deines Hundes entsprechend gerecht werden. Seit 2023 gibt es vier unterschiedliche Größenklassen (davor gab es nur drei).
Außerdem gibt es verschiedene Leistungsklassen (A0 bis A3), um auch den unterschiedlichen Leistungsniveaus gerecht zu werden. Wir werden im weiteren Verlauf noch näher auf diese Punkte eingehen.
Wie entstand dieser Hundesport?
Man könnte fast sagen „Aus Spaß wurde Ernst“, wobei Agility natürlich vor allem eins machen soll: Spaß. Aber dieser Hundesport ist entstanden, weil auf den Crufts eine Attraktion für die Pause gesucht wurde. Der Brite Peter Meanwell ließ sich im Reitsport inspieren und baute daher einen Hundeparcours auf. Aus diesem Jux ist inzwischen eine weltweit beliebte Sportart entstanden. Auch in Deutschland gibt es unzählige Agility-Vereine, Trainer, Seminare und Workshops. Viele Begeisterte nehmen weite Fahrtstrecken auf sich, um mit ihren Vierbeinern neues Wissen zu erlernen oder um an Turnieren teilzunehmen.
Der Sport entwickelt sich natürlich immer weiter. So wurde vor einigen Jahren die Klasse A0 eingeführt, die Turnieranfängern einen ersten Einblick geben soll. Aber auch die Größenklassen wurden in diesem Jahr angepasst und die Klasse Intermediate eingeführt.
Übrigens läuft Dein Hund bei diesem Sport auf einem Turnier frei. Damit er nirgendwo hängen bleiben und sich verletzen kann, wird sowohl das Halsband als auch das Geschirr abgelegt. Wie Du siehst, hat diese Hundesportart somit auch viel mit Vertrauen zu tun.
Viele nutzen daher ein Retrieverhalsband auf einem Turnier. Denn damit kann der Hund sehr schnell abgeleint und dann auch wieder angeleint werden.
Welche Hindernisse gibt es beim Agility?
Beim Agility unterscheidet man zwischen A-Läufen und dem Jumping. Je nach Lauf unterscheiden sich die Hindernisse. Außerdem gibt es zwischen Klasse A0 und den Klassen A1, A2 und A3 unterscheide. Lass uns gerne mal genauer schauen:
Das Jumping besteht nur aus Tunneln und Sprüngen. Die Kontaktzonenhindernisse werden hierbei nicht genutzt.
In den Klassen A1 bis A3 können alle Hindernisse gesetzt werden, somit auch die Kontaktzonenhindernisse. In der Klasse A0 wird auf die Wippe und den Slalom verzichtet.
Beim Agility gibt es folgende Hindernisse:
- Hürden (Höhe je nach Größenklasse)
- Weitsprung (Länge des Gesamthindernisses je nach Größenklasse)
- Slalom (Höhe je nach Größenklasse)
- Wippe
- Steg / Laufsteg / Passerelle
- A-Wand / Schrägwand
- Tunnel
- Sacktunnel
- Reifen
Wenn Du denkst: Das klingt doch alles total einfach, kann ich Dir aus Erfahrung sagen: So einfach ist es nicht. Bei den sogenannten Kontaktzonenhindernissen (Steg, A-Wand und Wippe) muss Dein Hund diese Kontaktzone berühren. Macht er das nicht, bedeutet das für Euch einen Fehler. Neben Fehlern gibt es auch Verweigerungen. Zum Teil musst Du Geräte wiederholen, wenn diese beim ersten Mal nicht klappen. Ansonsten wirst Du disqualifiziert. Auch bei drei Fehlern bzw. Verweigerungen wirst Du disqualifiziert. Zudem hast Du auf einem Turnier die Zeit im Nacken, denn es gibt auch Zeitfehler. Du musst Dir den Parcours merken, unterschiedliche Führtechniken erlernen und einsetzen und natürlich auch auf Deinen Hund eingehen.
Agility macht viel Spaß, allerdings bedeutet es auch viel Training und zwar nicht nur für Deinen Hund, sondern vor allem auch für Dich. Dieses Training wird Euch aber enger aneinander binden.
Dinge, die nur Menschen verstehen, die mit ihrem Hund Agility machen
Soll ich lieber den Belgier oder den Franzosen machen? Diesen Satz werden nur Menschen verstehen, die Agility mit ihrem Hund trainieren. Und wenn Du nun nur Bahnhof verstehst, dann kann ich das sehr gut verstehen. So ging es mir früher auf.
Beim Belgier und dem Franzosen geht es um verschiedene Führtechniken beim Agility bzw. dem Handwechsel. Denn damit Du innerhalb der vorgegebenen Zeit bleibst, musst Du Deinen Hund klar führen. Durch bestimmte Techniken kannst Du mit Deinem Hund erlernen, klar zu kommunizieren. Denn hierdurch kannst Du Deinem Hund die Richtung angeben. Neben Deiner Körpersprache kann aber auch die Stimme ein hilfreiches Mittel sein.
Dann bleibt noch die Frage, ob Du Runnings oder 2-on-2offs trainieren solltest? Aber was ist das jetzt genau? Wie weiter oben beschrieben, gibt es Hindernisse, bei denen Dein Hund eine Kontaktzone berühren muss. Nun kannst Du entweder trainieren, dass Dein Hund im vollen Lauf die Kontaktzonen berührt (Runnings) oder eben, dass Dein Hund in den Kontaktzonen stehen bleibt (2-on-2-off). Runnings sparen Zeit, bedeuten aber auch sehr viel Training und ein zusätzliches Risiko auf einen Fehler. Für die meisten Hunde leichter ist das Stehenbleiben. Das kostet aber in einem Turnier wertvolle Zeit.
Natürlich muss Agility nicht immer als Turniersport gemacht werden. Es gibt auch viele Vereine, die es einfach nur zum Spaß anbieten und Deinem Hund und Dir eine tolle Beschäftigung und Abwechslung bieten. Und zudem ist auch nicht jeder Mensch und Hund für Turniere geboren. Es geht also nicht immer nur um Leistung und Pokale. Sonder um die gemeinsame Aktivität.
Dennoch solltest Du Dir kompetente Trainier suchen, die auf Eure Gesundheit und Leistungsmöglichkeit achten und Dir alles Schritt für Schritt verständlich beibringen. Denn anfangs wirst Du mit Sicherheit einen Knoten im Kopf haben.
Kann ich mit jedem Hund Agilitysport betreiben?
Grundsätzlich kannst Du mit jedem Hund Agility machen. Hierbei solltest Du aber einige Punkte beachten. Natürlich solltest Du mit einem Welpen kein Sprungtraining machen. Frühestens mit 15 Monaten darf Dein Hund die Begleithundeprüfung ablegen und erst dann auf Turnieren starten. Sprünge sollten mit Welpen selbstverständlich nicht durchgeführt werden, da die Gelenke und Knochen noch nicht fertig ausgebildet sind.
Zudem sollte Dein Hund natürlich gesund für diesen Hundesport sein. Hunde mit Problemen im Bewegungsapparat sind nicht geeignet. Lasse Deinen Hund bitte unbedingt vor Beginn des Trainings vom Tierarzt abchecken. Auch regelmäßige Termine bei der Tierphysiotherapie sollten selbstverständlich sein.
Sehr große Hunde sind für diesen Sport weniger geeignet. Hier würden die Gelenke zu sehr belastet werden. Außerdem könnten sie an Geräten wie den Tunneln Probleme mit ihrer Größe bekommen.
Auf Turnieren wirst Du in den Klassen I und L häufig Border Collies, Australian Shepherd und Co sehen. In den kleineren Klassen sind Working Cocker (Wocker), Shelties und Jack Russell Terrier sehr beliebt. Du wirst aber auch viele andere Rassen und Mischlinge sehen.
Ob dieser Sport für Deinen Hund geeignet ist, solltest Du natürlich auch davon abhängig machen, wie viel Spaß Dein Hund daran hat. Denn nicht jeder Hund mag diesen Sport oder ist nervlich dafür geeignet. Dann solltest Du lieber einen anderen Weg wählen.
Viele Vereine bieten Schnupperkurse an. So kannst Du es Dir erstmal in Ruhe anschauen und prüfen, ob auch Deinen Hund Freude an dieser Sportart hätte.
Hat der Hundesport Agility Nachteile?
Alles, was gut trainiert werden kann, kann eben auch schlecht trainiert werden. Und bei falschem Training kann das natürlich auch zu Problemen führen.
Dein Hund muss vor einem Agility-Training immer warm gemacht werden. In Pausen musst Du dafür sorgen, dass er warm bleibt. So kannst Du vermeiden, dass Dein Hund sich verletzt. Denn die Belastung durch die Sprünge ist durchaus vorhanden. Sehr positiv ist an dieser Stelle hervorzuheben, dass die Größenklassen noch mal angepasst wurden. Gut trainiert werden aber auch erfolgreiche Agility-Hunde alt ohne Probleme.
Außerdem solltest Du das Training von Impulskontrolle und Frustrationstoleranz nicht vernachlässigen. Es gibt sehr viele Hunde, die gestresst am Parcoursrand sitzen und komplett unter Strom stehen. Eine Grunderziehung sowie ausreichend Ruhezeiten sollten sowieso vorhanden sein.
Das alle Hunde aber durchgehend unter Strom stehen und frustgesteuerte Maschinen sind, stimmt nicht. Viele dieser Hunde sind im Alltag verlässliche Begleiter. Es kommt eben immer darauf an, wie gut Du Deinen Hund trainierst.
Agility Klassen – Auf- und Abstieg
Wie Du nun schon erfahren hat, unterscheidet man beim Agility zwischen unterschiedliche Leistungsklassen. In Deutschland gibt es die Klassen A0 bis A3.
Die Klasse A0 wird ohne Wippe und Slalom durchgeführt. Diese Geräte gelten als die schwierigsten. Die A0-Klasse dient dazu, Wettkampferfahrungen zu sammeln. Die Voraussetzung zum Start sind eine bestandene Begleithundeprüfung (BH-Prüfung) und ein Mindestalter von 18 Monaten. Läufst Du in der A0 ein Mal V0, darfst Du aufsteigen, hast Du drei Mal V erlaufen, musst Du aufsteigen. An sich war es eine gute Entscheidung, die A0 wieder einzuführen. Allerdings sollte Dein Hund dennoch bereits auf Wippe und Slalom vorbereitet sein. Denn diese erwarten Dich in der nächsten Klasse bereits.
Zum Aufstieg aus der Klasse A1 in A2 benötigst Du drei Platzierungen (Ihr müsst also auf den Plätzen 1-3 landen) und fehlerfrei sein. Außerdem müssen diese drei Läufe bei zwei unterschiedlichen Richtern erlaufen sein.
Zum Aufstieg von der A2 in die A3 benötigst Du sogar fünf platzierte Null-Fehler-Läufe bei zwei unterschiedlichen Richtern.
Aber auch ein Abstieg ist möglich, jedoch nur von der Klasse A3 zurück in die Klasse A2. Verhindern kannst Du das, in dem Du pro Kalender Jahr entweder einen platzierten V0-Lauf oder drei unplatzierte V-Läufe geschafft hast. An sich ist diese Regelung auch sehr einleuchtend. Ich habe jedoch festgestellt, dass die Regelung in meiner aktiven Zeit dazu führte, dass viele „Profis“ auf kleineren Turnieren gemeldet haben, nur um einen entsprechenden Lauf zu schaffen.
Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen, um an einem Agility-Turnier teilzunehmen?
Möchtest Du Agility nur zum Spaß machen, gelten die Vorgaben Deines Hundevereins, in dem Du trainierst. Solltest Du aber auf Turnieren starten wollen, musst Du auf weitere Dinge achten:
- Du musst Mitglied in einem Hundeverein sein
- Dein Hund muss gechipt sein
- Du musst mit Deinem Hund die Begleithundeprüfung erfolgreich abgelegt haben (möglich ab einem Alter von 15 Monaten)
- Dein Hund muss eine Leistungskarte haben (erhältst Du über Deinen Hundesportverein)
- Gültige Tollwutimpfung ist Pflicht
- Du musst eine gültige Haftpflichtversicherung für Deinen Hund vorweisen können
Welche Ausrüstung benötige ich?
Für den Anfang benötigst Du erstmal gar nicht viel. Wichtig sind rutschfeste Schuhe und sportliche Kleidung. Wenn Du erstmal nur an diesem Sport schnuppern willst, reichen normale Laufschuhe. Solltest Du dann aktiv einsteigen, machen spezielle Schuhe Sinn, die Dir sowohl auf Rasen als auch auf Hallenboden oder Sand ausreichend Halt geben. Packe für den ersten Schnupperkurs noch ein paar Leckerlis, ein Spielzeug und eventuell auch einen Clicker ein.
Wenn Du aktiv an Turnieren teilnimmst, brauchst Du schon etwas mehr Ausrüstung. Zum einen wirst Du um den Turnierplatz herum viele Zelte sehen. Sehr praktisch sind sogenannte Popup-Zelte, die sich leicht auf- und abbauen lassen und Dich und Deinen Hund vor dem Wetter schützen. Da Dein Hund häufig Pausen hat und in dieser Zeit ruhen sollte, ist eine Faltbox hilfreich. Zusätzlich solltest Du Dir noch einen bequemen Klappstuhl und Verpflegung einpacken.
Wenn Du Dir nicht sicher bist, ob das Turnierleben überhaupt was für Dich ist, gehe gerne mal als Zuschauer zu einem Turnier. Es ist wirklich spannend und Du wirst schnell merken, ob das Ganze etwas für Dich und Deinen Hund ist.
Fazit: Agility macht großen Spaß, ist aber nicht für jeden etwas
Nicht jeder Hund ist für das Agility geeignet. Und auch nicht jeder Mensch. Wenn Dein Hund Probleme hat, sich zu konzentrieren, nicht mehr fit ist oder Stress unter vielen anderen Hunden und Menschen hat, ist dieser Hundesport vermutlich eher nichts für Euch. Dennoch kann dieser Sport die Bindung zwischen Euch stärken. Denn Dein Hund lernt, sich an Dir und Deinen Anweisungen zu orientieren. Ihr lauft den Parcours gemeinsam, auch wenn Du selbst natürlich nicht über die Hindernisse springst :-)
Erzähl uns gerne Mal: Hast Du schon Erfahrungen mit diesem Hundesport gemacht? Berichte uns gerne von Deiner Meinung. Wir freuen uns auf den Austausch mit Dir.
Bildnachweise: depositphotos.com @ Black and white border collie is running in agility park on dog walk. She teachs new thing for competition. @ dodafoto , Poodle in agility @ cynoclub und Agility dog with a red border collie @ Mayalain
Hundesport ist sehr sinnvoll;)
Martin