Zieht ein Hund bei Dir ein, kommt es früher oder später dazu, dass Du Deinen Hund alleine lassen musst – auch wenn es vielleicht nur für kurze Zeit ist. Zudem kann mal ein Notfall passieren und Dein Hund muss in dieser Zeit zu Hause bleiben. Dann ist es wichtig, dass Du das Alleinebleiben mit Deinem Vierbeiner trainiert hast. Ihn dann einfach so alleine zu lassen, wäre einfach unfair. Ein Hund kann durchaus einige Zeit alleine verbringen – wenn Du es richtig aufgebaut hast. Wir zeigen Dir, wie Du das Training richtig aufbaust und mit welchen Möglichkeiten Du es unterstützen kannst.
Wie lange kann ich einen Hund alleine lassen?
Inhaltsverzeichnis
Eine pauschale Antwort gibt es darauf nicht. Fragst Du zehn Hundehalter, wirst Du wahrscheinlich auch zehn Antworten bekommen. Einige Hunderassen tolerieren es, wenn sie länger alleine gelassen werden. Andere wiederum kommen schlechter mit dem Alleine sein zurecht. Zudem spielt auch der individuelle Charakter, der Trainingsstand, die Auslastung und Beschäftigung und Dein Umfeld eine Rolle.
Einige Hundebesitzer argumentieren, dass sie selbstverständlich ihre Hunde 8-9 Stunden alleine lassen, da sie sonst ihrem Beruf nicht nachgehen könnten, um somit auch das Futter zu verdienen. Anderen Hundebesitzern ist das deutlich zu lange. Wieder andere lassen ihre Hunde gar nicht allein.
Festhalten können wir an dieser Stelle, dass niemand sich einen Hund anschaffen sollte, nur um ihn dann dauerhaft sich selbst zu überlassen. Aber ich denke, das versteht sich auch von selbst. Einen Hund aber nie alleine zu lassen und es auch nicht zu trainieren, ist grob fahrlässig. Das Leben macht häufig andere Pläne und manchmal geht es dann nicht anders. Und dann?
Hund alleine lassen – ab welchem Alter ist das möglich?
Grundsätzlich ist auch hier gesagt, dass es von Deinem Hund abhängt. Einige Hunde benötigen länger, um das Alleinebleiben stressfrei zu bewältigen und einigen ist es egal, ob Du in den Ruhephasen nun da bist oder nicht.
Wichtig ist aber auch hier, dass Du frühzeitig und kleinschrittig anfängst. Viele Ratgeber empfehlen, mit einem Welpen erst ab dem sechsten Monat das Alleinsein zu trainieren. Ich bin der Meinung, dies muss schon wesentlich früher passieren – selbstverständlich in kleinen Schritten. Je früher Dein Hund lernt, dass Du auch immer wieder zurück kommst und er Dich nicht kontrollieren muss, desto besser. Natürlich sollten die Trainingsschritte an das Alter und den Trainingsstand Deines Hundes angepasst werden. Aber auch schon mal kurz den Raum verlassen und dann wieder rein kommen, ist der erste Schritt für das Training, wenn Du Deinen Hund alleine lassen möchtest bzw. musst.
Zieht bei Dir ein erwachsener Hund aus dem Tierheim oder Tierschutz ein, solltest Du bedenken, dass dieser wahrscheinlich auch nie gelernt hat, allein gelassen zu werden. Auch hier solltest Du hundegerecht einen Trainingsplan aufstellen und behutsam vorgehen.
Trennungsangst versus Kontrollverlust
Wenn ein Hund nicht alleine gelassen werden kann, kann das unterschiedliche Ursachen haben. Schnell wird von Trennungsängsten gesprochen und das ist auch häufig der Fall. Dennoch erlebe ich immer wieder, dass einige Hunde Zerstörungswut und Frust aufgrund von Kontrollverlust zeigen. Zu den typischen „Kontrolettis“ gehören unter anderem die Hütehundrassen oder aber auch reizempfindliche Rassen wie der Malinois.
Für das Training „Hund alleine lassen“ ist es prinzipiell egal, warum Dein Hund nicht alleine bleiben kann. Das Vorgehen ist ähnlich. Aber für den Ablauf im Alltag spielt es durchaus eine entscheidene Rolle. Denn einem Hund, der gerne kontrolliert, solltest Du auch in anderen Bereichen die Kontrolle abnehmen und mehr Führung übernehmen. Auch das Training von Frustrationstoleranz beim Hund und auch der Impulskontrolle gehören dann definitiv sehr hoch angesetzt auf Euren Trainingsplan.
Bei Trennungsangst ist es natürlich gut, wenn es gar nicht erst soweit kommt, dass Dein Hund Verlustängste bekommt. Aber das ist nicht immer zu vermeiden, denn manchmal verknüpfen unsere Hunde schneller etwas als wir denken können – und das nicht immer unbedingt zum Vorteil. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, also atme tief ein und gehe das Thema positiv an.
Tipps bei Zerstörungswut
An dieser Stelle ein kleiner Exkurs zum Thema Zerstörungswut und Kontrollverlust. Es ist für uns Hundebesitzer nicht immer leicht einzuschätzen, warum unser Hund ein Verhalten zeigt. Meist schauen wir einfach subjektiv und das ist vollkommen menschlich. Daher ist es hilfreich, sich bei Problemen einen erfahrenen Hundetrainer an die Seite zu holen.
Auf einige Punkte kannst Du aber von Anfang an selbst achten: Dein Hund sollte Dir nicht überall hinterher laufen können und dürfen. Es ist nämlich gar nicht lustig, wenn der Hund Dich sogar mit auf die Toilette begleitet. Unterbinde das unbedingt. Schon in kleinen Alltagsmomenten kannst Du die Weichen für ein erfolgreiches Alleinelassen Deines Hundes stellen.
Bei solchen Hunden ist es auch hilfreich, wenn Du klare Grenzen setzt. Nun musst Du Deinem Hund nicht unbedingt direkt verbieten, dass er bei Dir auf der Couch oder im Bett liegt, wenn Du das gerne möchtest. Du kannst zum Beispiel festlegen, dass das Badezimmer oder die Küche tabu ist. In diesem Fall kannst Du recht kreativ sein. Es geht einfach nur darum, dass Dein Hund gewisse Grenzen von Dir akzeptiert und die Führung an Dich abgibt. Unterstützend kannst Du sehr gut das Deckentraining einbinden, da Du dort Deinen Hund auch räumlich begrenzt. Keine Angst: Dein Hund wird Dich dafür nicht hassen. Im Gegenteil! Er wird lernen, dass auf Dich Verlass ist und Dir vertrauen.
Auch Langeweile führt zu Frust und dementsprechend zu Zerstörungswut. Zum einen solltest Du also unbedingt an der Frusttoleranz Deines Hundes arbeiten. Zum anderen kannst Du ihm aber auch eine Beschäftigung bieten. Vielleicht mag er ja gerne einen KONG mit einer gefrorenen Füllung schlecken? Oder einen Kauartikel?
Hund alleine lassen – was Du vorher beachten solltest
Bevor Du nun anfängst, das Alleine lassen mit Deinem Hund zu trainieren, möchten wir Dir noch einige Ratschläge mit auf den Weg geben:
Denke bitte daran, dass Dein Hund sich vor dem Training lösen konnte. Welpen / Junghunde und ältere Hunde können nicht so lange anhalten wie ein erwachsener Hund. Auch dieses will erst geübt werden. Und hier kannst Du Dir die Frage stellen: Wenn Du dringend auf Toilette müsstest, könntest Du dann entspannt liegen bleiben? Ich definitiv nicht :-)
Auch sollte Dein Hund vorher auch die Möglichkeit haben, beschäftigt zu werden. Viele Hunde sind besonders müde von Nasenarbeit und Kopfarbeit. Aber natürlich solltest Du Deinem Hund auch Bewegung zugestehen. Sorge aber dafür, dass Dein Hund nicht „komplett drüber“ ist. Wie ich schon in anderen Beiträgen geschrieben habe: Nach müde kommt blöd. Einen Hund dann alleine zu lassen kann nur schief gehen.
Vielen Hunden hilft es, wenn sie räumlich begrenzt werden. Nutze einen ruhigen Raum, am besten nicht direkt an der Wohnungstür. Durch Geräusche könnte Dein Hund sonst unnötig gestresst werden. Der Hausflur eignet sich somit nicht besonders gut. Durch die räumliche Begrenzung fällt es vielen Hunden leichter, entspannt alleine zu bleiben.
Sorge dafür, dass Dein Hund sich nicht verletzen kann. Gerade wenn Du nicht weißt, wie Dein Hund reagiert, solltest Du das Zimmer, in dem Dein Hund bleibt, sicher gestalten. Alternativ kannst Du Deinem Hund auch vorerst beibringen, in einer sicheren Box zu schlafen (auch das sollte trainiert werden!). Außerdem solltest Du alles weg räumen, was Dein Hund zerstören könnte, zum Beispiel Schuhe, Blumenkübel etc. Außerdem ist es zu Beginn hilfreich, wenn das Hundebett entweder ein günstiges ist oder aber sich nicht so leicht zerstören lässt. Ich spreche da aus eigener Erfahrung :-)
Hund alleine lassen – so gehst Du vor
Im ersten Schritt lernt Dein Hund, dass Du den Raum verlässt, Du bleibst also in der Wohnung und gehst nur mal kurz zur Tür hinaus. Hierbei sollte Dein Hund es auch durchaus mitbekommen, dass Du gehst. Lenkst Du ihn durch einen Kauknochen ab und er merkt dann ganz plötzlich, dass Du verschwunden bist, könnte das Stress auslösen. Wie Du hier schon sehr gut dran erkennen kannst, ist es hilfreich, wenn Dein Hund von Anfang an gelernt hat, Dir nicht überall hin zu folgen.
Du gehst also aus der Tür raus und kommst direkt wieder ins Zimmer rein. Das kannst Du durchaus auch häufiger wiederholen. Begrüße beim Zurückkommen Deinen Hund bitte nicht. Ignoriere ihn. Es soll für ihn normal sein und keine Erwartungshaltung schüren. Somit solltest Du auch kein Futter als Belohnung verwenden, wenn er ruhig geblieben ist.
Im zweiten Schritt kannst Du Dir dann mal die Schuhe und Deine Jacke anziehen. Für viele Hunde ist das das Signal zum Spazieren gehen. Deswegen ist es hilfreich, auch zwischendurch sich einfach mal anzuziehen ohne das etwas Spannendes passiert. Auch diesen Vorgang kannst Du mehrfach wiederholen. Raschel auch ruhig mal mit dem Haustürschlüssel.
Wenn Dein Hund auch bei dieser Übung ruhig bleibt, kannst Du einen Schritt weiter gehen. Verlasse kurz die Wohnung. Und mit kurz meine ich auch wirklich kurz: Gehe raus und komme direkt wieder herein. Wie Du siehst, ist dieses Training müßig und Du brauchst einiges an Zeit und Geduld. Auch eine Haustierkamera ist hilfreich, weil Du so beobachten kannst, wie sich Dein Hund verhält und so genau weißt, wann Du einen Schritt weitergehen kannst.
Bleibt Dein Hund auch entspannt, wenn Du die Wohnung verlässt, kannst Du nun die Zeit außerhalb der Wohnung kleinschrittig ausbauen.
Bellt oder jault Dein Hund, wenn Du den Raum verlässt?
Natürlich gibt es Härtefälle, die vielleicht niemals alleine bleiben können oder eben intensives Training durch einen Hundetrainer vor Ort benötigen. Sollte Dein Hund aber nur am Anfang des Trainings bellen oder jaulen, solltest Du unbedingt warten bis er kurz eine Pause einlegt. Wenn Du direkt wieder rein stürmst, könnte Dein Hund lernen, dass er schneller zu seinem Willen kommt, wenn er „Terror schiebt“.
Auch hier gilt: Komm unaufgeregt wieder rein, begrüße Deinen Hund nicht. Es ist ganz selbstverständlich, dass Du zurück kommst.
Zusätzlicher Tipp: Entspannung konditionieren über einen Duft
Ich hatte es im Beitrag über Gewitterangst schon mal angesprochen: Bei vielen Hunden kannst Du Entspannung über einen Duft konditionieren. Klingt simpel? Ist es im Prinzip auch. Sehr gut eignet sich für das Training Bio-Lavendel. Gebe einfach einen Tropfen auf ein Hundetuch und binde es Deinem Hund um, wenn er garantiert schläft bzw. ruht. Ich habe es meiner Hündin nachts umgemacht. Am besten wiederholst Du dies mindestens drei bis vier Wochen.
Dein Hund verknüpft nun automatisch das Schlafen mit dem Duft. Es hat uns schon in vielen Situationen geholfen und vielleicht hilft es ja auch Dir?
Mein Hund kann einfach nicht alleine bleiben!
Die meisten Hunde lernen schnell, dass es nichts schlimmes ist, wenn sie alleine gelassen werden für einige Minuten oder Stunden. Aber es gibt auch Ausnahmen. In diesem Fall solltest Du Dir zum einen unbedingt Hilfe von einem kompetenten Hundetrainer suchen. Zum anderen solltest Du aber auch einen Plan aufstellen, dass Dein Hund während des Trainings keinesfalls lange alleine ist. Das würde Dich im Trainingsstand immer wieder zurück werfen. Es darf keine Ausnahmen geben!
Fazit: Hund alleine lassen ist Fleißarbeit
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Wenn Du Deinen Hund alleine lassen willst oder musst, kommst Du nicht drum herum, dafür auch etwas zu tun. Außerdem solltest Du alle Familienmitglieder ins Training einbinden. Nur wenn Ihr Euch alle an die gleichen Regeln haltet, kann das Training auch fruchten. Bitte bringe zudem auch Geduld mit. Außerdem solltest Du auch gewisse Regeln und Routinen im Alltag einbinden. Das hilft dabei, dass Dein Hund lernt, sich auf Dich verlassen zu können.
Hast Du Fragen zu diesem Thema? Dann hinterlasse uns gerne ein Kommentar. Natürlich freuen wir uns auch, wenn Du diesen Beitrag teilst.
Bildnachweise: Depositphotos.com Naughty dog home alone @ Chalabala, Sleeping puppy on dog bed. Dog jackrussell at home @ TatyanaGl und junger Hund schläft zu Hause @ tan4ikk
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Danke für diesen Artikel und vor allem den Tipp zum Thema „Backups“ organisieren, also HuTa´s, Hundesitter etc. Das ist soooo wertvoll und wichtig, damit Hunde nicht zu früh zu lange alleine gelassen werden. Wichtig finde ich auch, optimalerweise wiederzukommen, bevor die Hunde bellen, damit sie gar nicht erst in Stress geraten :-) Liebe Grüße, Larissa
Hallo Larissa, vielen Dank für das liebe Feedback. Liebe Grüße, Wiebke